"Mit offenen Augen - Afrika ist anders", über das Buch

"Beim Übersetzen habe ich viel gelernt über die Situation afrikanischer Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa. Besonders interessiert hat mich auch, was über afrikanische, besonders malische, Musik und Literatur berichtet wird. Es tut gut, einmal so gar nicht bei sich selbst zu Hause zu sein."

-- Renate Mantel, Übersetzerin

Inhaltsangabe, Martina Mielke, Übersetzerin

Viele Bewohner und Bewohnerinnen der Länder des Nordens wissen über die des Südens sehr wenig. Stattdessen bestimmen Stereotype das Bild in den Köpfen und oft genug auch in den Medien. Dasselbe gilt für die [Wirtschafts- und Finanz-] Politik, die die Länder des Nordens gegenüber denen des Südens praktizieren. Auch hierüber bestehen oft Vorstellungen, die mit der Realität nicht viel zu tun haben. Dieser Unkenntnis setzt Joan Baxter ihr Buch “Dust from our Eyes – An unblinkered look at Africa” entgegen.
Hierin räumt sie gründlich mit der Vorstellung auf, dass Afrika per se arm und zurückgeblieben ist und der Hilfe des Nordens bedarf, um aus seinem Elend herauszukommen. So verdeutlicht sie, über welche Reichtümer der Kontinent allein in Form von Bodenschätzen verfügt, dass davon aber in erster Linie die Industrieländer profitieren, und sie erklärt, warum das so ist. Sie beschreibt, wie die Subventionierung europäischer und amerikanischer Exportgüter in afrikanischen Ländern ganze Wirtschaftszweige in die Knie zwingt, und wie die Verschuldung den betroffenen Ländern jeglichen Verhandlungsspielraum raubt. Ferner erläutert die Autorin den Zusammenhang zwischen der Bereitschaft afrikanischer Staatsoberhäupter, die wirtschaftlichen Interessen des Nordens zu bedienen, und der Unterstützung von Rebellionen gegen Regierungen afrikanischer Staaten, wenn es ihnen an dieser Bereitschaft mangelt.
Die große Stärke Joan Baxters besteht in meinen Augen darin, dass sie keineswegs nur nüchterne Fakten präsentiert sondern die Lesenden immer wieder an ihren Begegnungen in Afrika teilhaben lässt, und so zeigt, was z. B. eine bestimmte wirtschaftspolitische Entscheidung für den einzelnen bedeutet. Sie lässt sowohl Interviews mit politischen bzw. wirtschaftlichen Akteuren in ihr Buch einfließen als auch Gespräche mit ganz gewöhnlichen Afrikanerinnen und Afrikanern.

(Kapitel 6, übersetzt von Martina Mielke: Das politische Getriebe schmieren)