frauen und frieden





Offener Brief des Bonner Friedensbündnisses an die Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Außenminister Frank-Walter Steinmeier:


Bundeskanzlerin Frau Dr. Angela Merkel
Bundesaußenminister Herrn Frank-Walter Steinmeier

Doppel an
Die Fraktionsvorsitzenden im Deutschen Bundestag
Berlin

Bonn, den 8. August 2006

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
sehr geehrter Herr Außenminister,

Was hätten Sie den vier jungen Libanesinnen geantwortet, die gestern auf dem Bonner Münsterplatz fragten: Warum? Bei der Mahnwache unseres Friedensbündnisses hatten die vier Schülerinnen über Angst und Not ihrer Verwandten im nördlichen Libanon gesprochen, über die schrecklichen Bilder von Tod, Verwüstung und Flüchtlingselend. Warum, so fragten die Mädchen, tut Deutschland, das Land, in das sie hineinwachsen möchten, nicht alles, um den Krieg sofort und bedingungslos zu stoppen?

Was hätten Sie den Kindern geantwortet?

Diesem Schreiben sind 225 Unterschriften beigefügt, die das Bonner Friedensbündnis und befreundete Friedensgruppen in Bonn und im Hunsrück seit dem 22. Juli gesammelt haben. Bei den Mahnwachen kamen die Menschen von sich aus auf uns zu, um unsere Forderungen auf sofortige Waffenruhe zu unterstützen. Viele äußerten ihre große Sorge angesichts der immer bedrohlicheren Mord- und Zerstörungswut.

Deshalb fordern wir Sie, Frau Bundeskanzlerin, und Sie, Herr Außenminister, dringend auf:
- Setzen Sie sich mit aller Kraft für ein sofortiges Ende des Blutvergießens ein. Eine Waffenruhe braucht keine Bedingungen.
- Verlangen Sie von den Verantwortlichen einen Gefangenenaustausch, der außer militärischen Gefangenen auch die verschleppten palästinensischen Minister und Abgeordneten sowie die in israelischer Verwaltungshaft ohne Anklage festgehaltenen Zivilpersonen umfasst.
- Beschränken Sie sich nicht auf Überlegungen zur Bildung einer bewaffneten internationalen Interventionstruppe, sondern leisten Sie ernsthafte Beiträge zur Erreichung einer gerechten und dauerhaften Friedenslösung im Nahen Osten.
- Verurteilen Sie unmissverständlich alle Völkerrechtsverstöße, auch wenn sie von der israelischen Armee begangen werden.
- Erinnern Sie Ihre Partner in der Regierung Israels daran, dass sie angesichts ihrer Stärke eine große Verantwortung für Krieg und Frieden haben. Diese Verantwortung ist untrennbar verbunden mit der Verantwortung Israels für seine eigene Jugend und damit für seine eigene Zukunft. Die Antwort auf Israels Zukunftsängste: Frieden mit den Nachbarn. Die Voraussetzung für dauerhaften Frieden ist Gerechtigkeit.

Für das Bonner Friedensbündnis
mit freundlichen Grüßen